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Kirchspiel Schönberg

Schönberg


Die Ackerbürgerstellen


Als Schönberg 1219 das erste Mal urkundlich erwähnt wird, war es ein langgestrecktes Anger- und Kirchdorf mit 12 Bauernstellen, verteilt auf 12 Hufen. Seine spätere Bedeutung als Bischofssitz und Zentrum des Ratzeburger Landes war noch nicht entschieden. Sie zeichnete sich erst ab, als seit 1270 der Bischof hier ein festes Haus bewohnte, woraus sich allmählich eine Wasserburg entwickelte, zu der ein Meierhof und mehrere Mühlen gehörten. Als dann Bischof Marquard von Jesow (1309-1335) seinen Sitz endgültig nach Schönberg verlegte, entwickelte sich neben den Hauswirten allmählich das Bürgertum aus Hofbediensteten, Handwerkern und Gewerbetreibenden, doch besaßen die 12 Schönberger Hauswirtsstellen bis zur Erhebung Schönbergs zur Stadt im Jahre 1822 einen Sonderstatus. Er kommt am deutlichsten dadurch zum Ausdruck, daß sie ihren eigenen „Bürgermeister", den Bauernvogt, besaßen, der in ihren Angelegenheiten für sie sprach. Jede Hufe hatte 1525 an Zins 2 MK. 5 ß und 4 d zu entrichten, an Zehnten 4 Mk., und zu dessen Aufbesserung 1 Mk. oder wie man es mit der Herrschaft vereinbaren konnte, ferner Schneidelschwein, Lamm, Flachs, Rauchhuhn. Endlich waren Dienste nach Lübeck, Stove und Ratzeburg zu leisten und wohin es sonst nötig war. Der Bauernacker lag in sechs Schlägen, die noch in unserer Zeit dieselben Namen führen: „Bünsdorfer Kamp", „Spegelfeld", mit dem „Steert", „Langer Kamp", „Salowen" oder „Schlauer Kamp", „Siemzer Kamp" und „Kurzer Kamp".

Die gemeinsame Bewirtschaftung der Ländereien führte von vornherein zu Unzuträglichkeiten, die immer größer wurden, als die Zahl der Bürger Schönbergs wuchs, die Acker erwarben und sich Vieh hielten. Nahezu zwei Jahrhunderte mußten die Bauleute ihre alleinigen Ansprüche, insbesondere auf das „Galgen-" und „Köppel-Moor", das ihnen als „Zwinger für ihre Pferde" diente, gegen die Bürger verteidigen. Immer wieder kam es zu Vergleichen mit den Bürgern, so 1617, 1687 und 1767. Endgültig wurden alle Streitfragen aber erst durch die Neueinteilung der Schönberger Feldmark beseitigt. Aus der darüber ausgestellten Urkunde vom 27.6.1843 sei folgendes angeführt:

Alle zwischen den Bauleuten selbst, zwischen ihnen, den Predigern und den anderen Bürgern bestehenden Ackergemeinschaften werden aufgehoben. Was einem jeden an Ländereien zufällt, bleibt mit den zur Baustelle gehörenden Gebäuden für immer sein unwiderrufliches Eigentum, womit er nach Wohlgefallen schalten und walten kann. Jedoch bleibt dieses Eigentum fortan eine unteilbare Baustelle, die immer nur einen Besitzer haben, nicht zerstückelt werden und ohne Genehmigung nicht mit neuen Anbauern besetzt werden darf. Es kann also nur einer von mehreren Erben die Stelle mit Zubehör bekommen, die übrigen müssen mit der bis dahin gewöhnlichen Abfindung zufrieden sein. Für den Fall der Veräußerung einer Bauernstelle durch Verkauf oder sonst rechtlich erlaubte Art behält sich die Regierung ein Vorkaufsrecht vor.

Die Zahl der zwölf Hauswirtsstellen hat seit dem 17. Jh. kontinuierlich abgenommen. Zwei Stellen (XI und XII) verschwanden im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges. Zwei weitere (IX und X) zwischen 1719 und 1729. Das 19. Jh. brachte den Verlust der Stelle VIII, und 1908 bedeutete das Ende der Hofstelle IV als selbständige Hauswirtsstelle.

Neben den zuletzt sechs Voll-Ackerbürgerstellen Schönbergs gab es immer einige Familien, die auf teils gekauftem, teils gepachtetem Land ihren Lebensunterhalt bestritten. Das Land stammte aus den vor 1900 eingegangenen fünf Hauswirtsstellen bzw. aus den drei Kirchenhufen. Dieses Land lag am Bünsdorfer Weg sowie an der Liebeck (auf Bünsdorfer-, Langen- und Schlauenkamp, auf dem Osterfeld, dem Moorkamp und am Lüttmoor). Die Besitzer oder Pächter dieser Ländereien bauten nach 1900 kleine bis mittlere bäuerliche Betriebe auf.

Starke Einschnitte brachte die Nachkriegsentwicklung. Bereits vor dem Krieg hatten u.a. Heinrich Karl Olldörp 15 ha und Karl Rattunde 17 ha aus Domänenland gekauft.

Im Herbst 1945 wurde dann die 381 ha-große Domäne „Bauhof“ aufgesiedelt. Das Land wurde an vierzig Neubauern verteilt. Bereits am 27. November 1952 kam es zur Gründung der LPG Typ I Bauhof „Freier Weg“ mit 54 ha. Vorsitzender war Otto Skiba. Als dann auf Druck von Partei und Kreisverwaltung in den Ortsteilen der Stadt zahlreiche Hauswirte, darunter Maack und Burmeister, in den Westen flohen, wurde der VEB Tierzucht mit Sitz auf Hof VI gebildet. Zu ihm gehörten acht Höfe in Groß und Klein Bünsdorf, sowie Schönberg. Am 19. Februar 1958 entstand dann die LPG Typ III „An der Maurine“. Bis 1960 traten verschiedene Ackerbürger ihr Land durch Pachtvertrag (Braasch, Hottelet) ab bzw. wurden enteignet (Burmeister, Maack). Als letzte Bauern traten Hoepfner und Boye der LPG bei. Dieses Schicksal der großen Ackerbürgerstellen traf auch die kleineren Neusiedler wie Heinrich Schweimer, Karl Ladendorf, Fritz Harms, die Fuhrleute August Pomplum und Sketska sowie Bruno Völz. Karl Rattunde hatte ebenfalls noch vor 1960 seine 17 ha an den Kreis abgetreten. So entwickelte sich die LPG „An der Maurine“, die bei ihrer Gründung 320 ha umfaßte, im Bereich Schönberg zum dominierenden Betrieb.

Nach und nach schlossen sich die umliegenden LPGen an: Gr. Bünsdorf (19. Februar 1958), Retelsdorf und Rupensdorf (1. Dezember 1958), Bauhof (30. April 1959) und Kleinfeld (1. Januar 1960). Die LPG umfaßte so im Jahr 1960, als unter Anwendung von physischem und psychischem Druck durch die „staatllichen Organe“ die Volksgenossenschaftlichkeit durchgesetzt worden war, insgesamt 2.052 ha. Vorsitzende der LPG „An der Maurine“ waren Reinhard Frank und Wolfgang Keßler. In Schönberg gründeten sich noch weitere LPGen: am 1. Januar 1960 die LPG Typ I Bauhof „Fortschritt“ mit 54 ha unter den Vorsitzenden Theo Jörke und Johannes Schlenker. Sie schloß sich am 1. Januar 1969 der LPG „An der Maurine“ an.

Von den am Ostrand Schönbergs gelegenen Flächen schlossen sich die Besitzer und Pächter am 29. Februar 1960 zu einer LPG Typ I „An der Liebeck“ mit 68 ha zusammen. Vorsitzende waren Paul Wigger und Hans Steding. Auch diese LPG ging am 7. Mai 1973 in der LPG „An der Maurine“ auf. 1974 begann die Trennung von Pflanzen- und Tierproduktion. 1990 wurde die letzte gemeinsame Ernte eingebracht, die LPG aufgelöst und die Höfe an die alten Besitzer oder die Erben zurückgegeben.